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Fischerhochzeit

Auf einen Blick

Ein Historienspektakel im Ortszentrum mit traditioneller Fischertracht, geschmückten Ruderbooten, einem Umzug mit vielen Trachtenvereinen, Pferdefuhrwerken und Musikkapellen, welches alle fünf Jahre stattfindet. Eine Augenweide ist für Liebhaber der bayerischen Tradition das abwechslungsreiche Programm mit dem Fischertanz und der Vorderladerschützengruppe.

Die Tutzinger Fischerhochzeit

Da hat sich doch glatt der raffgierige und missgünstige Großgrundbesitzer Graf Vieregg, der immerhin dafür gesorgt hat, dass es ein wunderschönes Schloss, die heutige Evangelische Akademie Tutzing gibt, den Sohn Michael seines Hoffischers Gröber, der sauer war wegen der immer höheren Pachtauflagen, in den napoleonischen Krieg geschickt, wo er in den unendlichen Weiten des russischen Reichs verschwand und angeblich auch noch erfroren war.

Das Tragische daran ist, neben der Wut und Trauer des Vaters, dass der von ihm angebeteten, aber sich immer zierenden Fischertochter Veronika Bierbichler, Bierbichler kennt jeder Münchner, ist auf der anderen Seeseite in Ambach, einfiel: Auweia, eigentlich war er doch a recht a Netter, ich hab‘ gar nicht gemerkt, dass ich ihn eigentlich unsterblich liebe.

Im Normalfall wär’s das gewesen und schnell in Vergessenheit geraten. Aber weit gefehlt. Es wird jetzt richtig gut, so gut, dass man vermuten könnte, die Geschichte wäre erfunden.

Ein zerlumpter junger Mann hatte sich nämlich eines Tages zum Guggerhof geschleppt, zum Hoffischer Gröber. Keiner nahm von ihm Notiz, aber Sie können sich schon denken was kommt. Damals war es der Hund vom Gröber, dem es am Hof nicht unbedingt gut ging, der überzeugt war, dass Michael ab sofort für ein besseres Hundeleben sorgen würde. Ob das eintraf, ist nicht überliefert. Aber er hat ihn als Einziger, bewiesen durch heftiges Schwanzwedeln, erkannt.

Wie das bei aufregenden Neuigkeiten so ist, erfuhr Veronika am gleichen Tag in Ambach von einem Fischer davon und sie erkannte glasklar, dass sie aktiv werden müsse.

Und so ging es aus: Michael hat sie endlich gekriegt, der Graf war gar nicht so schlimm, sondern vertrug sich wieder mit seinem Pächter. Der Gröber dachte wohl, sich mit dem Grafen vertragen wäre nützlich und war auch zufrieden. Und als der Graf auch noch verkündete eine große Hochzeit auszutragen, war sogar Papa Bierbichler hoch erfreut. Brachte sie ihm doch endlich auch auf der Westseite des Sees, wo heutzutage die Reichen und Schönen verweilen, eine gute Aufmerksamkeit. Von da an war der Bierbichler eine beliebte Sommerfrische und Einkehr am See.

Damals gab es noch keine Seenschifffahrt im heutigen Sinn, die ‚Starnberg‘ war noch längt nicht in Planung. Also musste Veronika mit einem Ruderboot quer über den See gebracht werden. Und schon haben wir alle Zutaten für eine Feierlichkeit die zum Zwecke der Volksbelustigung und der Förderung des Tourismus, wert war, regelmäßig nachgespielt zu werden. In möglichst echt aussehenden Kostümen, schön geschmückten Ruderbooten, Pferden, Kutschen und mit viel bayerischer Musik und alten bis zeitgemäßen kulinarischen Köstlichkeiten im Überfluss. Reden werden auch gehalten natürlich. Und selbstverständlich stellt die Evangelische Akademie Tutzing das Schlossareal inklusive Balkon zur Verfügung. Wer nicht mehr reinpasst kann sich mit Public Viewing trösten. Die Schauspieler, vor allem das Brautpaar, wird immer aus dem Nachwuchs der echten Tutzinger Fischerfamilien, die es immer noch gibt, gecastet. Die Braut müsste eigentlich aus Ambach sein, da wird aber gemogelt. Wer es sein wird, ist noch ein Geheimnis.

Wer’s schon einmal erlebt hat, wird nicht umhin können zuzugeben, dass die beiden Tage des Festes, vom Polterabend bis zur Hochzeit, eine großartige Sache sind, wert mit unzähligen Fotos, Clips und Selfies auf Dauer festgehalten zu werden.

Und so läuft es ab:

Der Hochzeitlader hoch zu Ross ruft am Samstagabend die Hochzeit vor dem Guggerhof aus und die Hauptstraße mit vielen abwechslungsreichen Ständen und zahlreichen Möglichkeiten sich gemütlich mit Trank und Schmaus niederzulassen, wird zur Festmeile für einen richtigen Polterabend, nur selber bezahlen muss man. Trinken, Essen, Smalltalk, Tanzen, in dieser Reihenfolge, bis, ja genau, 24 Uhr. Dann nämlich kommt wie in alten Zeiten der Nachtwächter und sorgt ganz autoritär im Namen des Grafen für Ruhe. Und das ist gut für den Erhalt der Ausdauer, denn gleich morgens um 6 Uhr wird das Dorf durch Böllerschüsse geweckt.

Festlich und liebevoll hergerichtet, in der traditionellen Fischertracht, versammeln sich die Darsteller um den ‚Michi‘, wieder vor dem Guggerhof und ziehen, verfolgt von den Zuschauern, zum Dampfersteg, um die Veronika, ja die ‚Vroni‘, die mit der Familie in geschmückten Ruderbooten vom anderen Seeufer gefahren kommt, zu begrüßen. Im Spiel fährt sie natürlich heimlich in Tutzing los, meistens vom Bootsverleih Müller aus. Aber das sieht ja niemand. Wie es sich gehört, wird in der Kirche St. Joseph dann ein Gottesdienst gefeiert. Anschließend geht es, begleitet von Musikkapellen und Trachtenvereinen, zum Schloss in Tutzing, in der die Trauungszeremonie und das Mittagessen stattfindet. Wie erwähnt, kann man das auch mit Public Viewing erleben, wenn das Schloss zu voll wird. Ist vor allem dann zu empfehlen, wenn man das Eigentliche wirklich sehen will. Der nachmittägliche Umzug durch das Dorf mit vielen Trachtenvereinen, Pferdefuhrwerken und Musikkapellen aus dem nahen und fernen Oberbayern ist eine Augenweide für Liebhaber bayerischer Grundwerte und Traditionen. Ebenso, wie das abwechslungsreiche Programm mit Tanzaufführungen aller Art aus dem bayerischen Alpenraum bis in die Abendstunden. Dieses Spektakel sollte man sich nicht entgehen lassen.